Juden­bur­ger Notiz # 42

Der hart arbei­ten­de Mensch hat ein Recht auf Unter­hal­tung. Er hat also ein Recht, dass der Strom nicht aus­fällt, wenn gera­de die Tele­no­ve­la läuft. Der Strom darf nach 23h aus­fal­len, denn da schläft der hart arbei­ten­de Mensch schon. Der nicht hart arbei­ten­de Mensch mag abends noch einen Kopf haben für Kul­tur­sen­dun­gen, des­we­gen spielt es die immer erst ab 23:00, denn der nicht hart arbei­ten­de Mensch ist nicht so schnell müde.

Juden­bur­ger Notiz # 41

„Kosa­ken­über­ga­be“ auf der Mur­brü­cke

Anfang Mai 1945 befin­den sich die Kosa­ken auf dem Rück­zug. Das Heer der anti­kom­mu­nis­ti­schen rus­si­schen Rei­ter­sol­da­ten, einst treue Trup­pe des Zaren, kämpf­te auf der Sei­te Hit­lers. Jetzt flieht das das Kosa­ken­korps Doma­now – 25.000 Men­schen, davon mehr als die Hälf­te Frau­en, Kin­der und alte Män­ner – aus dem Fri­aul in die öster­rei­chi­schen Alpen.

Juden­bur­ger Notiz # 40

Also sind wir sogar mit dem Hödl­mo­ser ver­bun­den. So tief rei­chen mei­ne Wur­zeln in die­ses Aich­feld. „Hast du den Hödl­mo­ser gar nicht gele­sen?“, fra­ge ich mei­nen Vater, den gebür­ti­gen Wasen­dor­fer, Hip­pie­ge­ne­ra­ti­on und so. „Nein“, sagt er da, „aber dem Ori­gi­nal-Hödl­mo­ser, dem Pimpf, hab ich das Moped geklaut!“

Juden­bur­ger Notiz #39

Sty­ri­an Par­ti­san II

Und dann also der Angriff auf die Sowejt­uni­on. Spä­tes­tens da haben es auch die Dümms­ten gewusst. Auch wenn es natür­lich nie­mand laut gesagt hat. Woher all die Bur­schen neh­men? Du kannst doch nicht plan­los in alle Him­mels­rich­tun­gen angrei­fen, das rech­net sich doch jeder Volks­schü­ler aus, dass das nicht funk­tio­nie­ren kann. (Die Müt­ter – wie vie­le von ihnen waren stolz auf ihr Mut­ter­kreuz. Man­che sogar noch nach dem Krieg. Aber was hast du vom Mut­ter­kreuz? Bekommst es für das Her­aus­pres­sen und müh­sa­me Hoch­zie­hen dei­ner 10 Kin­der und dann fal­len dir 3 davon in die­sem sinn­lo­sen Krieg. Leben­de Muni­ti­on. Nach­schub für spä­ter, nichts ande­res waren eure Buben.)

Juden­bur­ger Notiz #38

DAMALS & HEU­TE
GEGEN­ÜBER­STEL­LUN­GEN IV

– Haupt­platz, Spring­brun­nen mit Rat­haus­fas­sa­de
– Sau­törl
– Schloss Gabel­ho­fen

Juden­bur­ger Notiz #37

Sty­ri­an Par­ti­san I

Das war ja nicht so, dass wir da gleich in die Wäl­der raus sind. Das war ja erst viel spä­ter. Anfangs, viel­leicht haben wir da selbst noch gehofft, dass die­ses Gespenst. Dass das das Land ver­lässt. Und wir haben ja von Anfang an auf­pas­sen müs­sen. Das haben wir aber auch schon vom Stän­de­staat gekannt. Dass du da dei­ne Ideo­lo­gie. Also, Mei­nungs­frei­heit. Die warst du ja nicht gewohnt, als Kom­mu­nist. Und als Roter auch nicht, nach den Febru­ar­kämp­fen 1934. Der Unter­grund war also nichts Neu­es.

Juden­bur­ger Notiz #36

Wie etwas ver­ste­hen?

Leo­nard Cohen auf einer knack­sen­den Plat­te mei­ner Mut­ter. Das war mein ers­ter Kon­takt mit einem Begriff, der mir so gut wie nichts sag­te: Par­ti­san. Wie alt war ich? 16? Mein Eng­lisch war gut genug, um jedes Wort zu ver­ste­hen, mein Fran­zö­sisch immer­hin gut genug, um her­aus­zu­fin­den, dass es sich um eine Art Wie­der­ho­lung han­del­te. Die Nadel immer wie­der hoch­he­ben und neu anset­zen. So stand ich vor dem Plat­ten­spie­ler.

Juden­bur­ger Notiz #35

“ZUHÄU­SERN”

… so lau­tet der Titel unse­rer Aus­stel­lung in Juden­burg. Zuhäu­sern, die­ser Begriff umfasst wohl am bes­ten unse­re 3 Pro­jek­te.
Die Aus­stel­lung kann noch bis Ende Juni besucht wer­den – in der Gale­rie in Juden­burg!

Juden­bur­ger Notiz # 33

Aich­feld-Stadt – ein neu­es Bal­lungs­zen­trum in der Stei­er­mark? Über die Abwan­de­rung und Initia­ti­ven dage­gen

Juden­bur­ger Notiz #32

“Die Kraft ballt sich im Mur­tal, denn kräf­tig sind sie, die stei­rI­schen Arbei­ter. Gemein­sam ist der Aich­fel­der stark, und erst die Indus­trie macht das Mur­tal ganz. Des­we­gen steht auch der Vater hier und schleu­dert die Stim­me dem Red­ner ent­ge­gen.”

Mein Text “Die geball­te Kraft” bzw. Juden­bur­ger Notiz #32 ist nun auch in der neu­en Aus­ga­be der Lite­ra­tur­zeit­schrift “Driesch” zu lesen.

Juden­bur­ger Notiz #31

DAMALS & HEU­TE
GEGEN­ÜBER­STEL­LUN­GEN II

– Mit­to­ni
– unte­re Burg­gas­se
– Weg zum Wey­er-Schloss

Juden­bur­ger Notiz #30

DAMALS & HEU­TE
GEGEN­ÜBER­STEL­LUN­GEN I

Kasern­gas­se 25 in den Jah­ren 1913 und 2013
Land­tor­berg in den Jah­ren 1886, 1913 und 2013
Pur­bach­gas­se mit Blick auf Stadt­turm in den Jah­ren 1907 und 2013

Juden­bur­ger Notiz #29

Der Name Juden­burg pass­te den ari­schen Herr­schaf­ten natür­lich nicht so ganz in ihr juden­frei­es Welt­bild. Juden­burg –das klang nach Schand­fleck auf der Land­kar­te, nach etwas, das es aus­zu­mer­zen galt. Natür­lich nicht die schö­ne Zir­ben­stadt selbst, denn die war ja bald juden­frei und hat­te nur mehr rein ari­sche Geschäf­te. Adolf­burg, Zirbenstadt,Gutenburg, Jubel­burg und Liech­ten­stein – so lau­te­ten die ver­schie­dens­ten Vor­schlä­ge.

Juden­bur­ger Notiz #28

Im Para­deis

Vie­les liegt Juden­burg zu Füßen. Das gan­ze Rund­her­um eigent­lich. Ein Fle­ckerl die­ses Rund­herums ist das Para­deis­vier­tel.

Juden­bur­ger Notiz #27

Kein Haus­brand mehr in Wasen­dorf

Der Druck dort unten. Was meint die Füh­re­rin damit? Wie kann man sich so einen Druck vor­stel­len? Sie erklärt ihn uns anhand eines Eisen­stem­pels. Bis zu vier­zig Ton­nen hält so ein Ding aus. Im Abstand von weni­ger als einem Meter hat man die­se Eisen­stem­pel auf­ge­stellt. Als die Rau­ber sie her­aus­schlu­gen, sahen sie aus wie Kor­ken­zie­her oder waren über­haupt geknickt. Das also ist Druck. Ein Tun­nel, der immer enger wird. Waren die Stem­pel ver­dreht oder geknickt, konn­te man zudem schwer ein­schät­zen, wohin sie fie­len, wenn man sie her­aus­schlug. Her­aus­zog – mit einer Eisen­ket­te, wenn ich es rich­tig ver­stan­den habe. Und dass ich mir das sowie­so nicht vor­stel­len kann. Dass den ein Mann allein­auf­ge­rich­tet haben und wie­der her­aus­ge­holt haben soll.

Juden­bur­ger Notiz #26

Was ist Fohns­dorf ohne den Berg­bau?

Im Haus steht die alte, mit Dampf betrie­be­ne Zwil­ling­s­tan­dem­för­der­ma­schi­ne aus dem Jahr 1923 – jenem Jahr, als sie­von Deutsch­land hier­her kam und in 2jähriger Arbeit zusam­men­ge­setzt wur­de. Von 1925 bis zur Schlie­ßung 1978 war sie in Betrieb. Und sie ist heu­te die ein­zi­ge funk­ti­ons­tüch­ti­ge Maschi­ne ihrer Art. Nur dass man sie nicht mehr braucht.Sie ist zum Muse­ums­stück gewor­den – wie so vie­les hier.

Juden­bur­ger Notiz #25

Wasen­dorf. Hier stand das Haus mei­ner Groß­mutter. Das Haus, in dem mein Vater und sei­ne Schwes­tern auf­wuch­sen. In den 60ern wohn­ten hier noch vie­le Berg­ar­bei­ter­fa­mi­li­en. 1978 wur­de im Berg­werk Fohns­dorf der letz­te Hunt Koh­le her­auf­be­för­dert. Mit einem Schlag waren 1000 Berg­ar­bei­ter ohne Arbeit.

Juden­bur­ger Notiz #24

Ein­wei­hung der Bar­ba­ra-Kapel­le am Hödl­mo­ser-Weg

Der Hödl­mo­ser gehört zum Aich­feld wie die Boden­ver­bun­den­heit zum stei­ri­schen Men­schen. Die Stei­rer sind stolz auf ihren Boden und sie sind stolz auf ihren Hödl­mo­ser bzw. Rein­hard P. Gru­ber, der den Stei­rer in die Welt hin­aus­ge­tra­gen hat. Seit 2007 gibt es den Hödl­mo­ser-Wan­der­weg – ein Pro­jekt, das von 3 HLW-Matu­ran­tin­nen umge­setzt wur­de.

Juden­bur­ger Notiz #23

GLÜCK AUF!

In Fohns­dorf wur­de 308  Jah­re lang (1670–1978) Braun­koh­le abge­baut. Das Braun­koh­le­berg­werk hier war das tiefs­te der gan­zen Welt (bis zu 1135 Meter Tie­fe wur­de Koh­le abge­baut). Ins­ge­samt gab es 3 Schacht­an­la­gen (Wod­zi­cky,  Karl August, Antio­ni) mit 5 Schäch­ten. Die Abbau­fel­der lagen rund um Fohns­dorf. Der Wod­zi­cky Schacht selbst reicht in eine Tie­fe von 800 Meter. 1978 wur­de das Berg­werk still­ge­legt.  Heu­te sieht man nur mehr den För­der­turm sowie dasHaus mit der Dampf­ma­schi­ne.

Juden­bur­ger Notiz #22

poeT­ree – AUF­BAU und ERÖFF­NUNG

Mitt­woch, 8.5., 6:30: Tag­wa­che! Duschen, Zäh­ne­put­zen, Haa­re­wa­schen geht sich nicht aus – Kaf­fee ist wich­ti­ger! Früh­stück und Plau­dern. Jaja, wenn 2 Plau­der­ta­schen zusam­men­kom­men. Plötz­lich ist es 7:45. Geschwind rücken wir mit der Lei­ter aus.

Spä­ter: Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kichern viel (die bes­te Schu­le für Autor und Autorin – wenn man es vor die­sem Publi­kum schafft, schafft man es über­all!

Juden­bur­ger Notiz #21

Ges­tern wur­den mei­ne Groß­cou­si­nen gefirmt. Und wenn ich schon als AiR in Juden­burg bin, las­se ich mir die­ses Event natür­lich nicht ent­ge­hen. Dach­te ich und spa­zier­te gemüt­lich zur Mag­da­le­nen Kir­che. Die bereits vor Beginn der Zere­mo­nie so voll war, dass ich gleich wie­der umdreh­te. (Von wegen, die Juden­bur­ger haben es nicht mit der Kir­che). „Fin­dest du den Gast­hof über­haupt?“, frag­te die Cou­si­ne mei­nes Vaters und stol­ze Firm­lings­mä­del-Mut­ter. Klar. Goog­le Maps ange­wor­fen und …

Juden­bur­ger Notiz #20

Die Autorin ist gera­de in Wien. Hat beschlos­sen, den 1. Mai nicht unter dem Juden­bur­ger Mai­baum zu ver­brin­gen (kein Blog­ein­trag um 6:30 im Rail­jet nach Vil­lach also). Die Woh­nung der Autorin ist ein Sau­stall (als hät­te eine Bom­be ein­ge­schla­gen, wür­de die Autorin­mut­ter sagen).

Juden­bur­ger Notiz #19

Heu­te mach­te ich mich auf den Weg „nach unten“ – bewaff­net mit mei­nem Foto­ap­pa­rat…

Juden­bur­ger Notiz #18

Alles Kli­schee oder was?

In letz­ter Zeit unter­hal­te ich mich sehr viel mit ande­ren über Spra­che, Land­schaft und Cha­rak­ter der Men­schen. Wie sehr beein­flusst eine Gegend die Spra­che? Und wie sieht es mit den Ver­hal­tens­wei­sen der ansäs­si­gen Men­schen aus? Typisch Wie­ner, höre ich immer wie­der. Aber was ist typisch Wie­ne­risch? Das Grum­me­li­ge, das Gran­ti­ge, heißt es immer. Dabei sind die Zei­ten des Hans Moser längst vor­bei. Damals gab es ihn noch, den char­man­ten Grant­ler. Ein Phä­no­men, das der Tou­rist nach wie vor in den Wie­ner Kaf­fee­häu­sern sucht – meist ohne Erfolg.

Juden­bur­ger Notiz #17

Mutig sein für die Kunst

Auch wenn es mir Men­schen, die glau­ben mich zu ken­nen, meist nicht abneh­men (weil ich so gern und so viel plau­de­re): Ich gehö­re eigent­lich zu den schüch­ter­nen Men­schen. Nichts ist mir pein­li­cher, als mit Frem­den in Kon­takt tre­ten zu müs­sen.

Juden­bur­ger Notiz #16

Mur­tal war Zen­trum

Heu­te habe ich mich mit dem Juli­putsch beschäf­tigt – einem Putsch­ver­such durch die Natio­nal­so­zia­lis­ten im Juli 1934 wäh­rend des Doll­fuß-Regimes. Nicht unin­ter­es­sant auch für mei­nen Roman.

Juden­bur­ger Notiz #15:

Almen, Schlös­ser und Sau­er­kraut

Man­che haben einen Ohr­wurm, ich habe einen Nasen­wurm. Gerü­che haken sich an mei­nen Flim­mer­här­chen fest und wol­len nicht so schnell aus mei­ner Nase ver­schwin­den. Ges­tern zum Bei­spiel. Hat mich ein Mann ange­haucht, aus des­sen Mund es ein­deu­tig nach Sau­er­kraut roch.

Juden­bur­ger Notiz #14

Du scheißt, was zu beißt!

Das ist natür­lich kein sehr nobler Titel. Aber der ist mir heu­te Mor­gen am Bal­kon ein­ge­fal­len. Manch­mal kom­men einem sol­che Ideen. Wenn man zum Bei­spiel über­legt, wel­chen Über­ti­tel man für eine alber­ne Reim­ge­schich­te ver­wen­den könn­te.

Juden­bur­ger Notiz #13

DER PFRI­MER PUTSCH

1931 ist das Geburts­jahr mei­ner Prot­ago­nis­tin Rosa. Ich for­sche im Inter­net nach. Sto­ße auf einen Juden­bur­ger, den man heu­te in allen öster­rei­chi­schen Geschichts­bü­chern findet:Walter Pfri­mer, Juden­bur­ger Rechts­an­walt und Füh­rer des stei­ri­schen Hei­mat­schut­zes.

Juden­bur­ger Notiz #11

Sams­tag­vor­mit­tag. Bau­ern­markt, Wald und Haupt­platz Nord

Mor­gen­ein­kauf. Bau­ern­markt, Kür­bis­kern­öl. Kaf­fee, Mar­me­la­den­brot. Spa­zier­gang. Danach, so nimmst du dir vor, setzt du dich hin­ter den Lap­top. Um halb Zwölf, noch vor dem Mit­tag­essen. (Mit­tag­essen. Auch so eine Neu­ig­keit. Wenn man früh raus und in den Wald. Dass man da plötz­lich um eine Zeit Hun­ger auf was War­mes, wo man nor­ma­ler­wei­se erst den zwei­ten Kaf­fee.)

Juden­bur­ger Notiz #10

Fami­li­en­auf­stel­lung

War­um aus­ge­rech­net Juden­burg? War­um nicht die Geschich­te der sude­ten­deut­schen Schwie­ger­mut­ter? War­um nicht die Geschich­te der ande­ren Groß­mutter? Ich weiß es nicht. Es gäbe so vie­le Geschich­ten. Jede Fami­lie hat ihre Geschich­ten.

Juden­bur­ger Notiz #9

Über Löcher und Zeit­ma­schi­nen

In Meid­ling die Fahr­schein­au­to­ma­ten kaputt. Men­schen­trau­ben vor den Gerä­ten. Das Imbiss bis zur Türe hin voll. Kei­ne Chan­ce, recht­zei­tig an etwas Ess­ba­res zu kom­men. Am Bahn­steig dann schon der Zug. Grö­len­de Stei­rer in der Ver­bin­dung zwi­schen den Abtei­len. Gib einem Stei­rer sein Gös­ser, schon fängt er zu grö­len an. Der Schaff­ner hilf­los. Muss sich zur Wehr set­zen, zumin­dest­gu­ten Wil­len zei­gen. Auf den Schaff­ner fällt alles zurück, er ist der Beschwer­de­ma­na­ger des­Zu­ges.

Juden­bur­ger Notiz #8

Ord­nung statt Kunst oder: das zweck­ent­frem­de­te Ate­lier

Gro­ße Bah­nen Papier an die Wän­de geklebt. Lila Buch aus der Lade. Die Erzäh­lun­gen mei­ner Groß­tan­te, die Mit­schrif­ten (Fil­me, Bücher, Recher­che), die Ideen aus­ein­an­der divi­diert. Auf Post-its über­tra­gen. Vie­les ver­ges­sen, vie­les ver­wor­fen. Mit den Post its ins Ate­lier. Auf die vier Zeit­ebe­nen ver­teilt. Pfri­mer-Putsch, Juli­putsch, NS-Zeit, Wider­stand.

Juden­bur­ger Notiz #7

Weil wir alle kei­ne Vögel sind …

4:30: Der Wecker zwit­schert. Drü­cke die Spä­ter-Tas­te. Ins­ge­samt 3 Mal. Dann piepst der zwei­te Wecker. Erin­nert mich an frü­her. Als ich in einem Alter war, in dem mei­ne Freun­de und Freun­din­nen stu­dier­ten und sich dar­über beschwer­ten ‚dass ich um 22:30 schla­fen ging und um 5:30 auf­ste­hen muss­te.

Die Stu­fe auf der sozia­len Lei­ter erkennt man dar­an, ob jemand sich aus­su­chen kann, wann er auf­steht. Sag­te ein mit mir bekann­ter Schau­spie­ler und Kämp­fer für das freie Pla­ka­tie­ren. Der übri­gens auch nicht gera­de einer ist, der viel schläft.

Juden­bur­ger Notiz #6

Hei­mat ist eine kit­schi­ge Post­kar­te

Als Kind, da war Hei­mat noch dort, wo ich nicht zuhau­se war. Sowas musst du dir abge­wöh­nen, sonst gehst du unter. Ich habe vier­zehn Jah­re gebraucht, um Wien mögen zu ler­nen. Heim­weh ist etwas, das dich dein gan­zes Leben beglei­ten kann.Ich habe immer jene Leu­te benei­det, die sagen, dass sie übers Wochen­en­de „heim fah­ren“.
Was ist die­ses „Heim“?
Als Kind, da war Hei­mat noch dort, wo ich nicht zuhau­se war. Sowas musst du dir abge­wöh­nen, sonst gehst du unter. Ich habe vier­zehn Jah­re gebraucht, um Wien mögen zu ler­nen. Heim­weh ist etwas, das dich dein gan­zes Leben beglei­ten kann.

Juden­bur­ger Notiz #5

Auf der Suche nach einem poeT­ree

Gemein­sam mit mei­nen Kol­le­gIn­nen von GRAU­KO (Gra­zer Autorin­nen und Autoren Kol­lek­tiv) möch­te ich in Juden­burg einen poeT­ree anbie­ten. Also einen Baum, auf den Gedich­te gehängt und von dem sie wie­der gepflückt wer­den kön­nen. Egal von wem.

Juden­bur­ger Notiz #4

Aich­feld Blues
T. kommt aus Knit­tel­feld. Ist einer jener Men­schen, die am Ende ihrer Kind­heit geflüch­tet sind. Hals über Kopf nach Wien, nur weg von hier.

Juden­bur­ger Notiz #3

Loft­be­zug
Wenn Tage um 4:30 begin­nen, hat man um 14:00 das Gefühl, schon unheim­lich viel geschafft zu haben. Die Autor­in­die­ses Blogs klopft sich nor­ma­ler­wei­se auf die Schul­ter, wenn sie sich um 9:00 mit einer Tas­se Kaf­fee vor ihr Mac­Book­setzt. Muss sie auch, denn wie die meis­ten lebt sie nicht vom Schrei­ben allein. Das ist so ein Irr­glau­be: Du schreibst einen Roman, ein Ver­lag fin­det ihn gut und schon ist das Häus­chen am Meer samt mecha­ni­scher Schreib­ma­schi­ne nicht­weit. Weit gefehlt, wie die meis­ten „frei­en“ Schrift­stel­le­rIn­nen erkämp­fe ich mir mei­ne Schreib­zeit zwi­schen Büro­zei­ten, ehren­amt­li­cher Tätig­keit und selb­stän­di­ger Tätig­keit.

Juden­bur­ger Notiz #2

Rail­jet 731 von Wien Meid­ling nach Vil­lach Hbf

Unzäh­li­ge Fahr­ten. Wie­der­ho­lung. Starrst hin­aus, die Augen halb offen, den Ellen­bo­gen am Fens­ter, Kopf in der­Hand­flä­che. Wenn die Schnee­fel­der lang­sam län­ger – aus dem BRAUN­weiß ein braun­WEISS wird. Du nach hin­ten­ge­drückt in den Sitz. Bar­rie­re, Alpen­be­ginn. Dort, wo Hei­mat anfängt.

Noch wird der Wald unter­bro­chen. Lang­ge­streck­te Beton­bau­ten. Flach. Graf­fi­tis.

Juden­bur­ger Notiz #1

Der frü­he Vogel kann mich mal…
… so steht es auf den Taschen­tü­chern, die mir mei­ne Tan­te zum Trost geschenkt hat. Man hat den 22:00 Anschluss in Bruck/ Mur gestri­chen, des­we­gen muss ich den 6:30 Zug neh­men.