Papa­ver­weg. Bericht einer Recher­che.

2015, Dezem­ber. Die Woh­nung mei­nes Vaters befin­det sich in einem der berüch­tigts­ten Wohn­blocks Wiens. Adres­se: Renn­bahn­weg 27. Plat­ten­bau an Plat­ten­bau, 59 Stie­gen, 2.400 Woh­nun­gen samt eige­ner Poli­zei­wa­che. Die U1 nach »Trans­da­nu­bi­en« war mein per­sön­li­cher Zug nach Hog­warts, damals, als mein Vater mich nicht mehr mit dem Auto abhol­te, als ich mit dem 44er run­ter zum Schot­ten­tor fuhr und dann wei­ter: U2, U4, U1. Beim Donau­zen­trum begann eine ande­re Welt. Mus­keln und Täto­wie­run­gen, männ­lich-coo­le Sprü­che, Bier­do­sen und wei­ße Turn­schu­he. Das alles kann­te ich nicht. Ich war Schü­le­rin im Cot­ta­ge­vier­tel, kann­te schmal­brüs­ti­ge Buben mit guten Manie­ren, wir Mäd­chen tru­gen Per­len­ohr­ste­cker und Pumps, und wenn wir das Spiel nicht mehr mit­spie­len woll­ten, wech­sel­ten wir zu Doc Mar­tens, hör­ten »Nir­wa­na« und »Die Ärz­te« und mach­ten einen auf Grunge.

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