33 Tage in Panče­vo – Tag 30+31

“Wir sind die Panče­vo-City-Crowd, du gehörst jetzt zu uns”, sagt J. die es nicht ger­ne sieht, wenn ich nach Bel­grad fah­re. S. wie­der­um möch­te, das ich öfters nach Bel­grad fah­re. Du kannst dich doch nicht immer in Panče­vo ver­ste­cken, sagt sie

33 Tage in Panče­vo – Tag 29

Er zeigt mir ein Bild des größ­ten Schuhs, den er je ange­fer­tigt habe. Grö­ße 58, sagt er stolz. Und die Diplo­ma­ten, die sei­en alle bei ihm ein und aus­ge­gan­gen. Auch die öster­rei­chi­sche Bot­schaft sei ja nicht weit, sagt er. Aber von dort käme schon län­ger kei­ner mehr.

33 Tage in Panče­vo – Tag 28/ II

Eine offe­ne Büh­ne für Poe­tin­nen und Poe­ten, mit­ten in Dorćol. Wir sind die Trep­pen hin­ab­ge­stie­gen, Sofi­ja, der Kul­tur­at­ta­ché, die jun­ge Uni­ver­si­täts­an­ge­stell­te und ich. Sofi­ja hat die Über­set­zung mei­nes Tex­tes für die Lesung in der Uni­bi­blio­thek ihr Han­dy gela­den, nun trägt sie sich in die Lis­te ein.

33 Tage in Panče­vo – Tag 28/ I

Jetzt muss man sich Bel­grad ein biss­chen wie Wien vor 20 Jah­ren, nur ohne U‑Bahn vor­stel­len. Die Stadt hat 1,34 Mil­lio­nen Ein­woh­ner bei einer Flä­che von 360 km². (Zum Ver­gleich: Wien hat 415 km²).
In Bel­grad gibt es Bus­hal­te­stel­len. Wohin die Bus­se fah­ren, erschließt sich mir als Tou­ris­tin meist nicht. Ich gehe also zu Fuß, las­se mich von Goog­le Maps füh­ren.

33 Tage in Panče­vo – Tag 27

Nach er Podi­ums­dis­kus­si­on über Tho­mas Bern­hard esse ich Les­ko­vač­ka muć­ka­li­ca und zün­de mir eine Ziga­ret­te an. Höre V. zu, der uns uns die Geschich­te von Ivo Andrićs Son­der­ge­neh­mi­gung, das Land zu ver­las­sen, erzählt. 
Mein Mes­sen­ger vibriert. 
Es ist bereits nach halb elf. J. fragt, wo ich blei­be.

33 Tage in Panče­vo – Tag 26

Nach der Podi­ums­dis­kus­si­on bin ich ent­täuscht. Ich erzäh­le D. von einer lah­men Dis­kus­si­on, in der es am Ende nur bloß dar­um gegan­gen sei, wie der Öster­rei­chi­sche Lite­ra­tur­be­trieb aus­sä­he. Also ob ich das wüss­te.

33 Tage in Panče­vo – Tag 24

V. erklärt mir: Der Name Tamiš stam­me vom sel­ben kel­ti­schen Wort ab wie die Them­se. Wiki­pe­dia weiß dar­über nichts, aber Wiki­pe­dia weiß viel­leicht nicht alles.
Die Temesch und die Donau haben im Ser­bi­schen ein männ­li­ches Geschlecht. Das ver­wirrt mich jedes Mal.

33 Tage in Panče­vo – Tag 16

Die Bel­gra­der füh­ren ihre Hun­de durch den Regen spa­zie­ren. Mei­ne Füße schwim­men in den Schu­len und fär­ben mei­ne Zehen von Neu­em rot. Der klei­ne Bus steht schon da. Ich schütt­le mei­nen Knirps aus und fal­te ihn zusam­men

33 Tage in Panče­vo – Tag 14

Die Ange­stell­te hält mir eine Publi­ka­ti­on unter die Nase: Schau mal, sagt sie, die Fotos, die du suchst, sind ja bereits ver­öf­fent­licht. Wenn du sie abfo­to­gra­fierst und den Titel des Buches angibst, dann brauchst du kei­ne Geneh­mi­gung.
In Ser­bi­en scheint man sich tat­säch­lich nicht gut aus­zu­ken­nen mit dem Urhe­ber­recht.

33 Tage in Panče­vo – Tag 12

Ein Sicher­heits­be­am­ter nähert sich in schnel­len Schrit­ten und fuch­telt mit den Hän­den. Ich sen­ke die Kame­ra nicht, denn das wür­de bedeu­ten, dass ich mir mei­ner Schuld bewusst bin. Der Uni­for­mier­te for­dert mich auf, die Bil­der zu löschen. Als ich nach dem War­um fra­ge, hebt er die Schul­tern. Sein Eng­lisch sei nicht so gut, ent­schul­digt er sich. 

33 Tage in Panče­vo – Tag 10

Sonn­tag. End­lich ist es wie­der son­nig. D. und ich tref­fen ein­an­der am Fluss, wir haben es nicht, wie ursprüng­lich vor­ge­habt, auf den Floh­markt geschafft, zu spät ist es letz­te Nacht gewor­den, als wir das Geschirr abwu­schen hat­te drau­ßen bereits die Däm­me­rung ein­ge­setzt.

33 Tage in Panče­vo – Tag 9

D. sagt spä­ter, als wir alle in sei­nem Appar­te­ment zusam­men­kom­men: Wenn es reg­net, schwemmt es den gan­zen Dreck aus Rumä­ni­en an. Ein­mal sei sogar eine tote Kuh vor­bei geschwom­men.

33 Tage in Panče­vo – Tag 8

Ich wate durch den Schlamm, von unten greift etwas nach mir, zerrt an mei­nem Schuh. Ich bück­te mich, ent­rei­ße dem Mons­ter das Rot, lau­fe bar­fuß wei­ter. Die Son­ne ver­brennt mir das Gesicht (end­lich!), die Gel­sen sur­ren mir in den Ohren, flie­gen mir ins Hirn.

33 Tage in Panče­vo – Tag 7

Und wie­der emp­fängt mich Bel­grad mit Regen.
S. führt mich in die alten ser­bi­schen Restau­rants und Kaf­fee­häu­ser –die Stadt wie ein Kli­schee von Wien.
An den Haus­wän­den Pho­tos alter deut­scher Schul­klas­sen, irgend­wo in Dorćol, auf dem Weg zur Uni­ver­si­tät.

33 Tage in Panče­vo – Tag 6

Der Rot­haa­ri­ge stellt sich als iri­scher Fil­me­ma­cher her­aus, der sich in Panče­vo vor dem Leben ver­steckt. In Panče­vo las­se es sich gut ver­ste­cken, sagt D. Und trin­ken, sagt der Ire.

33 Tage in Panče­vo – Tag 5

Du schickst mir Fotos, die Fens­ter­rah­men unse­rer neu­en Woh­nung sind ver­wit­tert, der Rah­men im Wohn­zim­mer gar morsch, dass man ihn wird aus­tau­schen müs­sen.
Tags dar­auf, irgend­wo zwi­schen Park, Bus und österr. Bot­schaft schrei­be ich an die Haus­ver­wal­tung, dann stül­pe ich mir die Regen­pe­le­ri­ne über den Kopf, damit das Objek­tiv mei­nes Foto­ap­pa­rats nicht nass wird.

33 Tage in Panče­vo – Tag 4

Fahrt nach Bel­grad, um mich in der Öster­rei­chi­schen Bot­schaft mit dem Kul­tur­at­ta­ché zu tref­fen. Seit dem Debüt­fes­ti­val in Kiel den­ke ich bei den Wort immer an Ulklie­der auf Fran­zö­sisch mit Uku­le­len­mu­sik.
Der Kul­tur­at­ta­ché hier heißt Johan­nes und scheint kei­ne Uku­le­le zu besit­zen.

33 Tage in Panče­vo – Tag 3/2

Mein ers­tes Date führt mich in ein Bier­lo­kal. Dabei sind weder J. noch ich Bier­trin­ke­rin­nen, wir bevor­zu­gen bei­de Wein (J. noch viel strik­ter als ich, wie sich her­aus­stel­len wird.)

33 Tage in Panče­vo – Tag 2

Du wirst den Früh­ling in Panče­vo genie­ßen, mein­te M., als wir mei­ne Rei­se ans ehe­ma­li­ge Ende der Donau­mon­ar­chie bespra­chen.
Seit mei­ner Ankunft hat es durch­ge­schüt­tet. Im Appar­te­ment ist es kalt, trotz abge­dreh­ter Heiz­kör­per. Ich sit­ze in eine Decke ein­ge­hüllt am Schreib­tisch und ver­su­che, ein sms in ser­bi­scher Spra­che an mei­ne Ver­mie­te­rin zu schrei­ben.

33 Tage in Panče­vo – Tag 1

Dass der Hit­ler nicht so schlecht gewe­sen sei, sagt er. Dass der, wenn es ihn heu­te noch gäbe, nicht alle her­ein­las­sen wür­de. Dass der ganz anders umge­gan­gen sei mit den Migran­ten als wir heu­te. Dass wir in Öster­reich jetzt end­lich eine gute Regie­rung hät­ten. Eine bes­se­re als zuvor.